„Wir haben eine der größten Krisen in unserer Unternehmensgeschichte, die Coronapandemie, erfolgreich bewältigt. Gleichzeitig hat sich im 100. Jahr unseres Bestehens die größte Chance für die weitere Entwicklung der Gruppe aufgetan – die Übernahme der Mehrheit an der Ceratizit“, so Karlheinz Wex, Sprecher des Vorstands der Plansee Group bei der Jahrespressekonferenz in Reutte.
War die Plansee Group bis zum 28. Februar mit 50 Prozent an der Hartmetall-Tochter beteiligt, so hat sie mit der Übernahme der Mehrheit nun die volle Verantwortung. „Wir haben darauf mit einer Neuorganisation der gesamten Gruppe reagiert. Doppelte Strukturen werden bereinigt, die Entscheidungswege werden jetzt noch klarer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen den Weg mit großem Engagement mit. Daraus erwarten wir uns eine höhere Durchschlagskraft auf den Märkten und steigende Marktanteile“, erklärte Wex.
Optimistisch macht auch die seit Jahresbeginn anziehende Konjunktur nach einem Geschäftsjahr, das alles andere als einfach war. Während sich Industrien wie Automobil, Maschinenbau und Luftfahrt rückläufig entwickelten, verzeichnete Plansee eine steigende Nachfrage aus der Halbleiterindustrie, der Unterhaltungselektronik und der Medizintechnik. Die Absatzmenge ging zwar um 9 Prozent zurück. Doch aufgrund des höherwertigen Produktmixes stiegen die durchschnittlichen Verkaufspreise im Vergleich zum Vorjahr. Dies führte insgesamt zu einem Umsatzrückgang um sechs Prozent – von 1,38 Milliarden Euro auf 1,29 Milliarden Euro.
Innovation als Schlüssel zum Erfolg
Der Neuproduktanteil stieg auf 36 Prozent – ein Plus von 5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. „Im schwierigen Marktumfeld sind etablierte Produkte durch schwache Nachfrage unter Preisdruck geraten. Dagegen haben neue und innovative Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen und steigender Nachfrage geholfen“, so Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Köck. Dafür hat die Plansee Group im vergangenen Jahr 61 Millionen Euro in Forschung & Entwicklung investiert. Langfristig liegt die Zielmarke der Plansee Group bei mindestens 30 Prozent Neuproduktanteil am Gesamtumsatz. Mit dieser Kennzahl wird der Umsatz mit Produkten gemessen, die jünger als 5 Jahre sind.
Ungebrochen ist auch die Investitionskraft bei Plansee: Gebaut werden derzeit ein neues Logistikzentrum in Kempten, eine neue Fertigung für Hartmetalle und eine neue Sinterei für Refraktärmetalle, beides in Breitenwang/Reutte. Der Anlagen- und Maschinenpark in Shanghai für Produkte der Unterhaltungselektronik wurde kräftig erweitert. „Wir haben auch im vergangenen Geschäftsjahr an unseren Schlüsselinvestitionen festgehalten“, so Dr. Wolfgang Köck. Für Gebäude, Infrastruktur, Anlagen und Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions) gab die Plansee Group insgesamt 153 Millionen Euro aus. Die Eigenkapitalquote ist weiterhin grundsolide. Sie stieg von 61auf 63 Prozent und erreichte damit einen neuen Höchstwert.
Gut für die Zukunft gerüstet
Die im Februar angekündigte Übernahme der Ceratizit ist mittlerweile kartellrechtlich genehmigt. Damit kann die Plansee Group nun den gesamten Ceratizit-Umsatz in ihrer Bilanz konsolidieren. Zusätzlicher Rückenwind kommt vom Markt: In den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres verzeichnete die Plansee Group einen deutlich gestiegenden Auftragseingang.
Das Industrie-Portfolio
Zum Industrie-Portfolio zählt die Plansee Group alle Beteiligungen mit mehr als 20 Prozent. Der Umsatz im Portfolio ging im vergangenen Jahr zurück. Die Unternehmensbeteiligungen erzielten im Geschäftsjahr 2020/21 einen Umsatz von 2,55 Milliarden Euro. Der Personalstand blieb annähernd konstant. Weltweit beschäftigte die Plansee Group 13.436 Mitarbeiter zum Stichtag 28.2.2021. In Österreich waren 2.356 Mitarbeiter beschäftigt.
Rückblick auf die Unternehmensgeschichte
„Unternehmensgründer Paul Schwarzkopf hat in Reutte mit einer Handvoll Produkten für die Lichtindustrie und 15 Mitarbeitern gestartet“, erinnerte Karlheinz Wex an die Anfänge der Plansee Group. Aus den wenigen Produkten sind in den vergangenen 100 Jahren mehr als 75.000 Produkte geworden. „Und aus den 15 Pionieren der Pulvermetallurgie hier im Außerfern wurden 13.500 Mitarbeiter in aller Welt“, so Wex. „Vor 100 Jahren war die Plansee Group mit Wolframdrähten für die Glühbirne erfolgreich, heute ist unser größter Erfolgstreiber die Halbleiterindustrie, die wir bei der Fertigung unvorstellbar leistungsfähiger Mikrochips unterstützen“, so Karlheinz Wex. Obwohl sich Märkte und Anwendungen im Laufe der Jahrzehnte teils stark verändert haben, blieb der Fokus der Plansee Group stets der gleiche: die pulvermetallurgische Verarbeitung der Werkstoffe Molybdän und Wolfram. Die Geschichte der Plansee Group mit all ihren Höhen und Tiefen wird in einer Festschrift erzählt, die unter www.plansee.com/100 abrufbar ist. Dort ist auch ein 20-minütiger Film zu sehen, der die Geschichte der Gruppe in einem Mix aus Historien- und Spielfilm nacherzählt.